Aufruf
Liebe Betreuungs- und Pflegekräfte in Einrichtungen der Altenpflege,
ich möchte euch heute auf eine wichtige Problematik aufmerksam machen, die oft übersehen wird - die Infantilisierung von älteren Menschen. In vielen Altersheimen werden kindliche Aktivitäten wie das Singen von Kinderliedern und das Spielen von Kinderspielen angeboten. Doch dies kann dazu führen, dass ältere Menschen ihre Identität als Erwachsene verlieren. Besonders Menschen mit Demenz erleben weitreichende Veränderungen und entwickeln Ängste, die sich durch ihr verändertes Verhalten zeigen können. Ihr Bedürfnis nach Halt, Geborgenheit und Sicherheit bedeutet aber nicht, dass sie wie Kinder behandelt werden wollen.
Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Menschen die meiste Zeit ihres Lebens als Erwachsene gelebt haben und daher ihr Status als Erwachsene gestärkt werden sollte.
Infantilisierung kann zu einem Verlust der Fähigkeiten und Fertigkeiten führen, die ältere Menschen in ihrem Leben erworben haben. Auch die psychische Gesundheit kann beeinträchtigt werden, wenn sich ältere Menschen nicht ernst genommen und respektiert fühlen. Zudem kann die Infantilisierung älterer Menschen zu einem Verlust des Gefühls für Autonomie und Selbstbestimmung führen.
Ich fordere euch auf, darauf zu achten, dass die angebotenen Aktivitäten auf die Bedürfnisse und Interessen älterer Menschen abgestimmt sind und ihre Erfahrungen und Lebensgeschichten respektieren. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass ältere Menschen in Altersheimen als Erwachsene behandelt werden und ihre Würde und Unabhängigkeit respektiert werden.
Lasst uns nicht vergessen, dass es sich hier um Menschen handelt, die ein Leben lang als Erwachsene gelebt haben und ihren Platz in der Gesellschaft als solche verdienen. Ich appelliere an eure Verantwortung und Empathie und bitte euch, die Identität der alten Menschen als Erwachsene zu stärken und dadurch ihre Lebensqualität zu verbessern.
Herzliche Grüße
Mark-Peter Althausen
Dranske, 02. Mai 2023